Kleine Übersicht über die Welt der Kampfkunst


Übersicht über die Welt der Kampfkunst

Dies kann natürlich nur eine kleine Übersicht sein, es gibt ja so viele Stile, und über einiges lohnt es sich gar nicht zu berichten (z.B. über Nahkampf & Tötungssystem der Militärs, oder Auftragskiller). Das Feld ist sehr weit, und die Phantasie bei der Legendenerfindung ist besonders in Asien sehr groß. Lassen sie sich auch nicht davon abschrecken, dass ich hin und wieder nicht nur Fakten, sondern meine eigene bissige Meinung von mir gebe (die ich aber als solche kennzeichne). Ich kann anscheinend meinen Mund nicht so leicht halten. Wer trockene Fakten oder kunstvolle Phantasie sucht, hat sicher im Internet schon genügend gefunden; Tja, Papier ist Geduldig, sagte man früher, oder müsste man heute sagen Bytes sind geduldig? Oder was?

Anfänge

Über die Anfänge der Kampfkünste ist schon sehr viel (auch gelehrter) Blödsinn geschrieben worden. Ob in China 2000 vor Christi irgendwelche Leute mit Stierhörnern aufeinander losgegangen sind, interessiert mich als Anfang einer Kampfkunst eigentlich nicht. Dass Menschen einander seit Anbeginn der Zeit mehr oder minder kunstvoll den Schädel eingeschlagen haben, auch nicht, dazu bedarf es keiner Kunst. Das Wort Kunst kommt von Können, einer großen Fertigkeit in einer Sache, also Meisterschaft, und Weitergabe an Schüler innerhalb eines Systems.

Schon besser gefällt mir die Theorie, dass die erste historisch belegte disziplinierte Großarmee, die der Pharaos, ein Ausbildungssystem für die Fußsoldaten hatte. Dies umfasste das Schwert, den Speer, den Schild, und waffenloses Kämpfen.

Ca 300 vor Christi war in Griechenland eine waffenlose Kampfkunst verbreitet, die sich Bangulighon nannte, bei der nur Beißen und Finger in den Augen verboten war. Im Allgemeinen wird dies als Vorläufer des späteren Pankration angesehen. Etwas ähnliches gab es erst wieder bei der Armee Alexanders des Großen, der ja bekanntlich der erste Welteroberer war; auch seine Armee war diszipliniert und gutausgebildet; das System dort war noch komplexer und gut strukturiert, und aus den Berichten seiner Nachfolger, der Satrapen, geht hervor, dass Alexander die Angewohnheit hatte Kampfturniere zu veranstalten, deren Sieger dann Ausbilder seiner Armee wurden.

Und er hat, nachdem er ein Gebiet erobert hatte, immer die ansässigen Meister mit seiner Persönlichkeit so beeindruckt, dass diese ihm ergeben wurden und auch ihre Geheimnisse an seine Soldaten unterrichteten. Und genau diese Armee hat sich ja dann von Griechenland, Ägypten, Kleinasien, Zweistromland, Iran, Afghanistan, Pakistan, Nordindien, überall verbreitet und auch niedergelassen. Und diese Ausbildungen sind sicher nicht spurlos an den Ländern vorübergegangen, sonder wurden sicher weitergegeben. Allein das Ringen im Nordindischen Gebiet wird auf die Ankunftszeit Alexanders dort datiert.

In Griechenland selbst, flossen diese Kampfkünste in die Olympiaden ein, dort gab es dann Ringkampf, Faustkampf, und eine Art Freefight bei dem Alles erlaubt war. Es gibt Bronzedarstellungen, bei denen man einen tiefen Frontick sieht, und Vasen, auf denen jemand in bester Jiu Jitsu nach dem Stil der Familie Gracie Manier auf dem Gegner sitzt und ihn verdrischt, sogar die Darstellung eines Armhebels wurde gefunden.

Indien

Akupunktur

Der Legende nach stammt die chinesische Akupunktur aus Nordindien. Anscheinend hatte ein Prinz nichts besseres zu tun, als Nadeln in seine Sklaven zu stechen, und kam bald darauf, dass bestimmte Punkte andere Wirkungen hatten als sozusagen normale. Manche waren tödlich, manche verursachten Beschwerden, manche lähmten, usw. Aus diesen „Beobachtungen“ entstand eine Theorie der Gesundheit & Krankheit, die nicht auf normalen, sondern auf energetischen Prinzipien basierte. Dies fügte sich in das Ideengebäude des Yoga und dessen Chakras, den Energiezentren ein. Dies fand viel früher als Vergleichbares in China statt.

Atem

Auch beim Atem, den die Inder Prana („Geist“) nannten, waren die Inder die Vorreiter neuer Ideen und Architekten eines neuen Theoriegebäudes.

Ringen

Ringen hat eine lange Tradition, besonders in Nordindien, wo man sein Aufkommen in die Zeit der Ankunft der Truppen Alexanders des Großen datiert. Allerdings ist Ringen dort ein dehnbarer Begriff, es gibt auch Ringen mit Waffen, wie Schlagringen, kurzen Stöcken und noch schönerem. Die Kämpfe finden traditionell in Sandgruben statt (dort versickert Blut ja gut). Große, kräftige Ringer als Stars gibt es bis in die heutige Zeit; 1900-1960 war sicherlich der größte Star ein Ringer namens Ghulam, dessen Körpermaße auch einem der heutigen WWF Anabolika Monster zur Ehre gereichen würden.

Varma Kalai

Der erste in einer Schule in Indien gelehrte Kampfstil, der das Schlagen und Boxen hervorhebt, sieht schon fast wie Kung Fu aus, ist historisch der erste Stil der 2-Mann Formen lehrte. Ta Mo (Bodhidharma), der Wandermönch, der das Shaolin Kloster in Südchina besuchte und den dortigen Mönchen Gesundheitsübungen aus dem Yoga und as Kämpfen beibrachte, konnte vermutlich (wie alle Wanderpriester aus der Kriegerkaste) Varma Kalai oder das etwas plebeijischere Kalarippayat.

Kalarippayat

Kampfstil aus Südindien (Kerala), unbekannten Ursprungs, mit Verbindungen zum Yoga; legt extrem viel Wert auf Beweglichkeit und bevorzugt auch hohe Tritte; kennt sogar Sprungtritte (was ansonsten historisch nur in der Mandschurei, viel später, nachzuweisen ist).

Mushti

Ein Mischstil, der die schlagenden Disziplinen Indiens mit dem Ringen Verbindet (das Jiu Jitsu Indiens sozusagen).

China

Kung Fu

Hier muss ich gleich von Anfang an eine Miskonzeption ausräumen – auch wenn es schwer fällt, liebgewonnene Gewohnheiten aufzugeben, ist Kung Fu kein Kampfstil. Kung Fu bedeutet rein, in einer Fertigkeit die Meisterschaft erlangt zu haben, die jenseits von Technik zu finden ist. Ein Meisterkalligraph hat in seiner Schönschreibkunst das Kung Fu, so wie ein Schreinermeister beim Sargbau. Das richtige Wort wäre Chuan (Faust / Kämpfen) neuerdings auch Quan geschrieben. Die neumodische Bezeichnung Wu Shu bedeutet eher nur Kampf Kunst, wird jedoch eher für die nach 1950 in Rotchina wiedererfundene und extrem artistische Version der alten Stile verwendet.

Traditionelle Chuen(´s) sind, durch die Kulturrevolution bedingt, nur mehr in Hong Kong oder in Taiwan zu finden. Die ebenfalls zu findende alte Bezeichnung Kuo Shu bedeutet Nationale Kunst; zu finden bei den Turnieren in den 1930ern bis 1940ern, die mit Vollkontakt ausgetragen wurden, und bei denen es einige Todesfälle gab. Das an einige Stile, die sich nicht mit dem Wort Chuen schmücken, angehängte Suffix – „Ga“, wie zum Beispiel Jow Ga, bedeutet nur soviel wie Schule oder Familie (entsprechend dem bekannteren japanischen „Ryu“.

Tierstile / der Arzt Hua To

Die meisten der Kung Fu Stile beziehen sich auf ein oder mehrere Tiere, deren Bewegungen nachempfunden werden. Auch vor mystischen (damit auch nichtexistenten) Tieren wie Drache oder Phönix schreckt man dabei nicht zurück. Gibt aber zumindest in den Kung Fu Filmen viel zu lachen, wenn vom Huhn bis zur Kröte und zum Tausendfüßler nachempfunden wird. Historisch greifbarer, weil dokumentarisch greifbar, ist der Arzt Hua To, der (mehr aus Gesundheitsgründen), 5 Bewegungsfolgen erfunden hatte, genannt das 5-Animal Play. Hier ist wahrscheinlich eher der Ursprung eines Großteils der Tierstile zu finden.

Generäle

Sehr viele Stile in China führen ihre Herkunft auf berühmte Generäle zurück, die meistens auf der Suche nach einem geeigneten Ausbildungssystem für ihre Soldaten waren. Also hatte nun General X dies und das gelernt, und einiges dazugemischt, schon entstand ein neuer Kampfstil. Schöne Geschichten, aber kaum nachweisbar. Die Kampfkunst guter Krieger hat sich sicher fortgesetzt, aber kontinuierliche Übertragungslinien seit 300 vor Christi, oder 200 nach Christi sind eher unwahrscheinlich. Diesen Abstammungsgeschichten entstammt unter anderem das Adlerklauen Kung Fu.

Mandschus / Mongolisches Ringen

Achtung, kleiner historischer Exkurs (tut nicht weh, erklärt aber (vor allem dem Kung Fu Film Fan) einiges: die Chinesen nennen sich rassisch Han (nach einer der ersten Dynastien). Und die haben auch die große Mauer gebaut, da ihre Vettern aus dem kargen Norden den reicheren Süden als Selbstbedienungsladen angesehen hatten. Ein Stamm der Nordlinge, die Mandschu, überrannte nach 1600 den Süden, und stellte dann somit das Kaiserhaus und das Heer (heute würde man monarchische Militärdiktatur sagen). Die Mandschu sind also eher Mongolen als Chinesen, und beide können sich wenig gut leiden.

Mandschus mögen, wie alle innerasiatischen Steppenvölker, das Reiten, Bogenschießen, und das Ringen. Da sie unter chinesischem Einfluss auch einige eigene Kampfstile entwickelten, setzt man diese in eine eigene Gruppe zusammen; charakterisiert durch mehr Verwendung von Tritten (Nordchinesen sind meist größer und haben längere Haxen, i.e. mehr Reichweite um anderen auf die Nuss zu treten). Die sogenannten Nordstile aus der Mandschurei haben also tiefere Stellungen und höhere Tritte. Hier hinein fällt der Adlerklauen Stil und das Nördliche Preying Mantis (Gottesanbeter Kung Fu).

Shuai Chiao

Hat sich aus dem mongolischen Ringen entwickelt, beinhaltet aber auch Tritte und Schläge; ich erwähne es hier extra, weil es große Verbreitung gefunden hat, man aber normalerweise nicht weiß, woher es sich entwickelt hat und es manchmal auch fälschlicherweise als Kunststil der zweiten Hälfte des 20. Jh. bezeichnet hat, was unrichtig ist. Der bekannteste Vertreter dieser Disziplin (außerhalb Rotchina´s, wo alle alte Meister der Kulturrevolution zum Opfer fielen), war der Taiwanesische Meister Chang Dung Sheng.

Kung Fu Stile

wie oben erklärt, kann man die Stile nach geographischer Herkunft, also in Nordchinesisches Kung Fu, Mandschu Kung Fu, und südchinesisches Kung Fu einteilen. (Anmerkung: es gibt weit über 500 Stile in China!) Eine andere Möglichkeit ist aber auch, sie nach Wirkungsprinzipien einzuteilen; in sogenannte Externe Stile und Interne Stile (ich finde diese Bezeichnungen blöd, da sie aus dem Englischen umgedeutscht wurden, aber in deutsch nichts aussagen). Die Externen arbeiten mit Muskelkraft und Geschwindigkeit als Hauptbestandteilen der Technik, wobei man sehr traditionelles „Shaolin Kung Fu“, also die Wurzel, als Grenzfall betrachten muss, weil es auch sehr viel Wert auf die Innere Energie, das Chi, legt.

Die internen Stile legen weit mehr Wert auf das Entwickeln von Chi, innerer Kraft, die aus dem Atem, der Nahrung, der Kraft der Erde, dem Licht und der Meditation entsteht, als auf rohe Muskelkraft, die hier eher hinderlich empfunden wird, da zu angespannte Muskeln den Chi Fluss blockieren; außerdem meint man, Kraft sei mit dem Alter begrenzt; Innere Künste könne man auch als 100-jähriger ausüben. Innere Stile entstammen eher dem Taoismus als dem Buddhismus. Dies bringt uns zum nächsten Punkt.

Taoistische Künste

Tai Chi Chuan

Die Taoistischen Klöster, meist auf sehr hohen, unwegsamen Bergen gelegen, haben schon sehr früh in der Geschichte begonnen, sich mit der Energiearbeit zu beschäftigen. Ob sie hier auch aus Indien (Yoga) beeinflusst wurden, ist nicht nachweisbar, auch wenn es ein so genanntes taoistisches Yoga gibt; der theoretische Überbau des Taoismus, mit dem Grundgedanken eines alles verbundenem „Tao“, in einer davon belebten Natur, und die zwei einender ergänzenden Grundkräfte Yin und Yang, sind jedoch sicher rein chinesischer Natur, genauso wie die Theorie der 5 Wandlungs-Phasen (fälschlich als 5 Elemente übersetzt).

Aus diesem Umfeld entstand eine Kampfkunst, die übersetzt Woll-Boxen hieße, nach ihrem weichen Erscheinungsbild. Der Gründer wird angegeben als Chan Sang Feng, anfänglich ein Meister der äußeren Kampfkünste, der sich im Alter auf eines der taoistischen Klöster zurückzog. Dort machte er viel sogenanntes Chi Kung (Qi Gong), was einfach mit Energie arbeiten heißt. Nach dem Beobachten eines Kampfes einer Schlange mit einem Kranich kamen ihm viele Ideen. Im Gegensatz zu dem reinen Nachahmen der Tierbewegungen in den Externen Tier Kung Fu Stilen, wollte er die Prinzipien dieser zwei Bewegungsarten übernehmen, also das zirkuläre, spiralige, sich windende, der Schlange und das extrem direkte, gerade, und zielgerichtete Zustoßen des Kranichs.

Viel später mischte sich diese Form mit dem lokalen Hong Boxen (rotes Boxen) einer kleinen Ortschaft namens Chen Dorf (Chen Chia Gou) in Fukien. Erst dort, vor 1750, wird es, weiter verändert, dann Tai Chi Chuan genannt. Tai bedeutet Groß, Chi hier Ultimat, und Chuan das Boxen, also große höchste Kampfkunst. Hier entstand also der Chen Stil, als Ableger durch Yang Lu Chan gegründet der Yang Stil, als Ableger dessen wieder der Nord Wu Stil, als Mixtur des Chen und Yang Stiles der Süd Wu Stil, als Syntheseversuch des Süd Wu oder auch Hao Stiles mit den zwei anderen inneren Kampfkünsten, Pa Kua Chang und Hsing Yi Chuan, der Sun Stil durch Sun Lu Tang. Hiermit haben wir nun die 5 Stile des Tai Chi Chuan, von denen der Yang Stil die größte Verbreitung erfuhr.

Pa Kua Chuan

Das Boxen der 8 Trigramme; der zweite der inneren Stile, wahrscheinlich auch aus taoistischen Wurzeln, von dem Hofeunuchen. . Begründet, befleißigt sich meist runder, spiraliger Bewegungen, und ist wahrscheinlich die schönste Kampfkunst überhaupt, mit Aikido an einem guten zweiten Platz. Die 12 Meisterschüler des Gründers verbreiteten das Pa Kua Chuan aber nicht so erfolgreich wie ihre Cousins vom Tai Chi.

Hsing Yi

Diese, extreme lineare Boxen, das anscheinend nicht aus taoistischen Wurzeln stammt, passt somit vom Bewegungsprinzip als Ergänzung auch zu dieser Gruppe der Internen, da auch die Praktiker des Hsing Yi rohe Kraft ablehnten; allerdings ist schon früh eine Art Synthese zwischen dem Pa Kua und dem Hsing Yi eingetreten, als 2 Hauptvertreter der Stile sich tagelang bekämpften aber nicht einander besiegen konnten, und beschlossen, ihre Schüler nun beides lernen zu lassen.

Wing Chun Chuen

Vom Prinzip her, nicht Kraft gegen Kraft einzusetzen, wird von manchen Autoren dieser Stil, der von Bruce Lee als sein Ausgangsstil berühmt gemacht wurde, hierher gezählt. Noch dazu angeblich von einer Nonne des Shaolin Klosters ersonnen, als Kunst für körperlich Schwächere gegen Stärkere. Verbreitete sich von Hong Kong aus über die Welt. Der weitaus bekannteste Meister war Yip Man, der auch zeitweise Meister von Bruce Lee war (den meisten Unterricht aber erhielt Bruce Lee von einem von Yip Man´s besten Schülern, Wong Shun Leung, ein wilder Straßenkämpfer).

Japan

Übersicht

Dort hat die Kampfkunst Tradition, nur mit dem Unterschied, dass ein sehr starker Hang zum Formalismus und zur kriegerischen Ethik bei der Kriegerkaste der Samurai herrschte. Die überaus reglementierte japanische Gesellschaft tat dazu ihr Übriges. So entstanden eine Unzahl an traditionellen Schulen, den sogenannten Ryu, die striktes Einhalten ihrer Regeln und ihrer Technik forderten; wer vom traditionellen Pfad abwich, wurde ausgestoßen, und musste seine eigene Schule Gründen (unter anderem ein Grund für die Vielzahl der Schulen in Japan).

Traditionelle Ryu / Waffen / Bujutsu

Diese Schulen bestehen schon seit langer Zeit; einige können sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. In ihnen wird hauptsächlich Waffenkampf, also Schwert, Lanze, Hellebarde, Stock, Bogenschießen, usw. unterrichtet; Waffenloser Kampf war immer nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des Unterrichts. Es gab circa 700 Ryu, heute existieren noch etwa 100 davon. Der Ehrenkodex der Samurai ist in einem Buch namens Hagakure niedergeschrieben; erwähnenswert ist noch der berühmteste Samurai, Myamoto Musashi, dessen Buch Go Rin No Sho (Das Buch der 5 Ringe) heute noch zu der Pflichtliteratur der japanischen Manager zählt.

Sumo

Ist ebenfalls sehr alt, gibt es belegbar seit etwa 400 nach Christi; es entspricht in etwa dem Mongolischen Ringen, es gibt jedoch auch Stoßtechniken mit der offenen Hand (und ich möchte ehrlich gesagt nicht von jemandem der 160 kg hat, kräftig und für dieses Gewicht sehr schnell ist, keine in meine Fresse betoniert bekommen).

Ninjitsu

Ah, die Ninja. Der Filmregisseure liebstes Kind. Aber zu ihrer Zeit, etwa 1550 – 1800, waren sie für Japan etwa das, was die Asiaten für Europa waren. Schnell, effizient, lautlos, käuflich, und praktisch wenn der gegnerische Provinzherr su lange zu gesund war. Also eine frühe Mischung von Geheimdienst, Nachrichtendienst, Mafiakiller, oder Lebensversicherung wenn man selbst genug Kleingeld hatte um sie anzuheuern. Die Ninja waren eigentlich immer die Gegenspieler der Samurai; man konnte, auch als Feudalherr, seinen Samurai nicht befehlen, sich in das gegnerische Schloss einzuschleichen und den Burgherrn zu meucheln. Dies widersprach dem Ehrenkodex der Samurai, an den sie in jedem Fall, bis zum Verlust des eigenen Lebens gebunden waren; sie durften Gegner nur in offener Schlacht töten, oder beim Duell.

Die Ninja hingegen hatten keine solchen Schwierigkeiten, obwohl sie einen eigenen Kodex hatten. Ihr Wissen Schloss auch Gifte, Überleben im Wald und im Winter, und Ähnliches ein. Viele ihrer Fähigkeiten sind heute gut erklärbar, kamen den damaligen ungebildeten Leuten aber wie Zauberei vor. Mehrere Familien gaben die Kenntnisse weiter, aber nur innerhalb der Familien selbst. Niemand konnte hingehen und sagen, ich will Ninja werden. Beheimatet waren sie in 2 Regionen, in Iga und in Koga, in ca 20 Familien Ryu. Der meiner Meinung nach einzige, der einigermaßen reelles aber entschärftes Ninjitsu heute öffentlich unterrichtet, ist Dr. Masaaki Hatsumi.

Jiu Jitsu

Im 17. und 18. Jahrhundert begannen sich einige der waffenlosen Stilarten von den traditionellen Ryu abzuspalten, und nannten sich Jiu Jitsu (nachgebende Technik). Andere hatten andere Namen, wie zum Beispiel Fumiuchi, Yawara, Aikijutsu, usw., aber der generelle Name war Jiu Jitsu (in verschiedensten Schreibweisen, was zu differenten Transkriptionen in unsere Schrift geführt hat, wie Ju Jutsu, Jiu Jitsu, Ji(u) Jutsu, usw; Jutsu bedeutet einfach Technik, und somit eine Abgrenzung zu den Budo Sportarten, die ja durch das Partikel „DO“ aussagen, auch einen geistigen Weg zu besitzen). Heute gibt es Jiu Jitsu in vielen verschiedenen Spielarten; es kam auch schon kurz nach der Jahrhundertwende 1900 nach Europa.

Judo

Wurde gegründet von Dr. Jigoro Kann. Kano studierte in den 1880er an der Uni Tokyo; ein deutscher Professor namens Erwin von Bälz, der auch eher so ein Anhänger von Turnvater Jahn war, also Gesunder Geist in einem Gesunden Körper, interessierte sich für das durch die moderne Kriegsführung in Vergessenheit geratene Jiu Jitsu, sah einige Turniere und speziell für Ihn abgehaltene Demonstrationen, und empfahl dies seinen Studenten als wertvolle Körperertüchtigung. Daraufhin lernte Kano Jiu Jitsu was er nur konnte und fand.

1888 gründete er seine Eigene Schule, und nannte sie Judo (weicher Weg). Dies damals hatte aber mit dem heutigen Judo vom Aussehen wenig gemein, war auch mit Tritten und Schlägen bewaffnet und eine abgerundete, effiziente Kampfkunst, wie das Judo auch in einigen Herausforderungsturnieren beweisen musste. Kano war dann auch im Olympischen Komitee Japans, später auch im Internationalen Olympisches Komitee tätig. Sein Judo verbreitete sich um die Welt, auch wenn es an Effizienz einbüßte, weil Kano die gefährlicheren Techniken aus dem Wettbewerb strich und somit einen sicheren Sport schuf. Kano starb in den 1930ern; 1964 wurde es Olympische Disziplin.

Aikido

Gegründet von Morihei Ueshiba. Er lernte verschiedene Jiu Jitsu Stile, Schwert und Stock; sein Hauptlehrer war der sogenannte letzte Samurai, Sogaku Takeda, der der Nachfolger des Takeda Ryu Aikijutsu war. Während einer sehr verwickelten Lebensgeschichte verfeinerte er sein Aikido immer mehr. Dies ist sicher der eleganteste Kampfstil zum ansehen.

Okinawa

Übersicht

Eine kleine Inselgruppe südlich von Japan; war meistens unabhängig, zahlte jedoch China Tribut (mit dem es den meisten Handel hatte); allerdings rissen sich die Satsumas, ein großer japanischer Clan, die Ryukyu Inseln (so nennt sich die Hauptinsel Okinawa mit den umgebenden Inseln selbst) unter den Nagel, wurde so japanisches Protektorat. Karate steht hier bei Okinawa aufgeführt, weil sich Okinawa nie als Teil Japans gefühlt hat.

Karate / Kobudo

Auf Okinawa gab es immer schon Kampfkünste, die stark durch das südchinesische Kung Fu beeinflusst waren (Fukien liegt am Festland am nächsten); der südliche Kranich Stil, und ein heute verschwundener Stil namens Pangai Noon waren die Haupteinflüsse auf das Okinawa Te, so die Eigenbezeichnung der lokalen Kampfkunst. In der offiziellen Geschichtsschreibung wird das Karate meist als Stil der unterdrückten Bauern beschrieben; die meisten bekannten Meister stammen jedoch aus den eher begüterten Klassen (meiner Meinung nach haben normale Bauern auch kaum Zeit und Lust, sich ein System auszudenken mit denen man Samurais verprügeln kann, die noch dazu Waffen tragen dürfen, was Okinawa Leuten verboten war).

Auch der Kampf mit einfachen Waffen wurde gepflegt: der Bo (Langstock), Nunchaku (Dreschflegel), Kama (Reissichel), Sai (Heugabel), und einige andere; dies wurde Kobudo genannt. Beim Te, oder auch Tode, kam die Bezeichnung Karate (mit den Schriftzeichen für China Hand) erst recht spät auf. Vorher teilte an das Te in Naha Te, Tomari Te und Shuri Te ein, nach den Stadtteilen die später Okinawa City ergaben. Diese Stile hatten leichte technische Unterschiede und Formen, die Meister respektierten und kannten sich jedoch gegenseitig, schickten sich jedoch auch gegenseitig ihre Meisterschüler um die Spezialitäten der anderen zu lernen. Aus dem Naha Te entstand später das Goju Ryu Karate mit seinem Hauptvertreter Chojun Miyagi, aus dem Shuri Te das Shotokan Karate mit Gichin Funakoshi, das Shorin Ryu mit einigen Meistern und als Mischform zwischen Naha Te und Shuri Te das Shito Ryu unter Kenwa Mabuni.

Alle diese Hauptstile kamen erst 1921/22 nach Japan, wo sie erst ihre Namen erhielten. Funakoshi Sensei zum Beispiel sagte, es gebe nur ein Karate, keine Stile. Andere Meister, die nach Japan kamen, hatten andere Meinungen, aber Funakoshi unterrichtete weit mehr Leute, und speziell die gebildeten Schichten. Erst in der Mitte der 30er Jahre erhielt Karate andere Schriftzeichen, nämlich Kara=Leer und Te=Hand. In das Ausland kam Karate erst 1927 nach Hawaii, in Spuren auf das amerikanische Festland; aber erst in den 50er Jahren, als in Japan der Bann auf Budo und Bujutsu Sportarten fiel, und die GI´s begannen neben Judo auch Karate zu lernen, begann die weltweite Verbreitung.

Heutzutage ist Karate in unzählige Splittergruppen zerrissen, mit einigen wenigen größeren stil-übergreifenden Weltverbänden. Und leider nicht alles, was sich heute Karate nennt, ist traditionell auch wenn es so heißt. Wer nur mehr Formen macht, keine Anwendungen übt, nie auf das Makiwara (einen Schlagpfosten) schlägt, keine praktische Erprobung hat, hat nicht wirklich Karate gemacht; all dies gehört in Okinawa einfach dazu, sowie auch Vollkontakt Kampf bei einigen Stilen (z.B. Uechi Ryu Karate Jutsu).

Korea

Übersicht

Es gab schon immer Kampfkunst in Korea; zum Teil von China beeinflusst, zum Teil mongolisch so wie das koreanische Ringen Ssirum (belegt seit 50 AD), Taek Kyon, der koreanische Fußkampf, Subak und Kwonbup, der entsprechende Faustkampf, einige über die Klöster verbreitete buddhistische Stile, später japanisch Beeinflusstes, wie die TaeKwonDo Vorläufer und das vom Aikijutsu Sogaku Takeda´s abstammende Hap Ki Do (siehe Japan & Aikido; der Hap Ki Do Gründer Choi Yong Sul war wahrscheinlich Adoptivsohn Takeda´s); berühmtester Veträter des modernen Hap Ki Do ist Ji Han Jae, Meisterschüler Choi´s; auch gab es ein wiederbelebtes Hwarang Do (Stil der koreanischen Samurai) unter Meister Lee Jo Bang, sowie Kuk Sul Won (eine Art koreanisches Jiu Jitsu, das sich angeblich von den Kampfstilen der Oberschicht des alten Königshofes ableitet) unter In Hyuk Suh; sowie eine Art koreanische Ninja Variante namens Sul Sa (Do), der Schwertkampf Kum Do, und das koreanische Judo, das Yudo. Ab den 60ern das neuere TaeKwonDo.

Restliches Asien

Thailand / Muai Thai

In Thailand und Burma hielt sich bis in die Neuzeit das Burma Boxen und das Thai Boxen, auch genannt das Boxen der 8 Wege (Boxen, Kicken, Ellbogen, Knie je 2 mal); früher wurde mit Bandagen gekämpft, ab etwa 1920 mit Boxhandschuhen, alles immer im Vollkontakt, als sich immer weiterentwickelnde Sportart, deren Spezialität in den tiefen Kicks liegt, sowie in den Kniestößen und Ellbogenstößen im Infight. Eine sehr praktikable und effiziente Kampfsportart, wenn auch nicht sehr gesund. Aber wer schon von einem guten Thaiboxer eins, auf gut wienerisch, über die Röhren gekriegt hat, weiß wie höllisch das ist.

Salat

Im Indonesischen Archipel beheimatete Stilart, mit Formen im Tierstil, mit sehr vielen verschiedenen Unterstilen. Am bekanntesten ist das Penciak Silat, das die breiteste Verbreitung erlangte.

Philippinischer Stockkampf (Arnis)

Seit die Spanier auf den Philippinen waren, wissen sie dass es dort die Eingeborenen zur Meisterschaft mit den 2 Kurzstöcken (oder mit einem) gebracht haben. In den 1950ern gab es dann die erste Verbreitung nach den USA. Auch waffenlos ist das Arnis ein sehr praktikabler Stil, wie man zum Beispiel an Bruce Lee´s bestem Schüler, Dan Innosanto, sehen kann.

Europa

Alte Fechtschulen

Aus der historischen Literatur ist ersichtlich, dass in den Degen & Säbelfechtschulen sehr wohl auch waffenloser Kampf und Kampf mit einem Kurzdolch unterrichtet wurde; Armhebel, Beinfeger und auch Würger sind dargestellt. In einem alten Buch aus Antwerpen sind sogar Ringertricks in alten Holzstichen von Albrecht Dürer festgehalten. Allerdings kann man diese Traditionen nicht bis in die Neuzeit weiterverfolgen, vielleicht mit Ausnahme einiger weniger spanischer und Italienischer Fechtschulen.

  • Englische Fechtschulen
  • Fränkische Fechtschulen
  • Italienische Fechtschulen
  • Belgische Fechtschulen
  • Elsässische Fechtschulen
  • Spanische Fechtschulen
England

Cornish Wrestling, Catchwrestling, Hooking, Boxen: in England gab es schon immer eine Tradition im Ringen; ob dies, wie öfter behauptet wird, auf den Einfluss der einwandernden Sachse zurückgeht, oder ob schon die Römer eine Art Ringen hinterließen, ist Gegenstand einer gelehrten Kontroverse. Auf jeden Fall ist im 18. Jh. einiges an „Wrestling“, „Hooking“, „Catchwrestling“, „Catching“, usw. nachweisbar. Der Boxkampf schien auch schon sehr früh auf, vor allem in den Hafenstädten Englands, wo er eine sehr gefragte Belustigung war, allerdings ohne die heute üblichen eleganten Techniken oder überhaupt Ausweichen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts gab es die Boxhandschuhe und die Gentleman Regeln des Marquis of Queensberry. Ansonsten gab es immer eine große Rivalität mit den französischen Savate-Boxern. Abgesehen davon, gab es noch den Walisischen Stockkampf mit dem Longstaff.

Frankreich

Abgesehen vom Fechten und den Fechtschulen angeschlossenen Ringerstilen, entwickelte sich im 19. Jh. das französische Boxen, das später den Namen Savate erhielt. Im Gegensatz zum englischen Boxen traten die Savatieurs auch mit den Beinen (mehr als die englischen zumindest); das hatte seinen Grund darin, dass Savate besonders in den Zuhälterkreisen in Paris verbreitet war, und diese Zuhälter ziemlich eitel waren und sich ihre schönen Hände erhalten wollten, und außerdem war in Frankreich noch eher die Auffassung verbreitet, wenn man einem Mann mit der Hand ins Gesicht schlägt, hat dies meist eher ein Duell zur Folge, mit dem Fuß aber demütigt man ihn (mehr, da der Fuß ja Kontakt zur Erde und der Scheiße in den unkanalisierten Straßen hatte). Stockkampf wurde nur in der Camargue in systematischen Schulen weitergegeben.

USA

Henk Meyer, Belgien Weltmeister 85 New York Fight, Wrestling, Catchen, Shooting, Boxen

Parallel zur Entwicklung in England gab es diese verschiedenen Stile alle in den neuen Staaten, nur durch das Völkergemisch, speziell in New York, eher noch schärfer gemacht; der Film Martin Scorcese´s The Gangs of New York zeigt sehr anscheinlich, wie dies damals ausgesehen haben könnte, sowohl mit Waffen als auch ohne. Es gibt für diesen Stil in New York keinen Namen; in der historischen Literatur konnte ich bis jetzt nur den umgangssprachlichen Ausdruck „Ruffin“ finden, von rough up, soviel wie Vermöbeln, Verdreschen. Deswegen meine Wortschöpfung New York Fight. Erst an der Jahrhundertwende 1900 wurden die Shows populär, in denen Kämpfer jedem Geld boten, der es im Ring mit Ihnen einige Zeit Aushielte, die sogenannten Prize Fights, später zum Catchen mutiert;

Auch das Boxen war beim Prizefight vertreten, und lief bald dem Catchen den Rang ab, da 2 mittelmäßige Boxer sich länger und blutiger schlagen konnten als ein Platzhirsch es mit einem Catcher aufnehmen konnte. Richtiges Wrestling war da schon technischer, zwischen ebenbürtigen Gegnern, es gab auch bald die ersten Nationalen Meisterschaften und auch Weltmeisterschaften bei Vergleichskämpfen mit den englischen und Europäischen Champs. Catchwrestling oder Hooking wie in England, als echte Kampfkunst mit minimalen Regeln, war eher selten. Das Shooting war eher eine Sache von Wrestlern oder Catchern, die ihre Spezialität im schnellen Takedown und einer finalisierenden Technik sahen; diese kurzen Kämpfe waren aber nicht sehr interessant für das normale zahlende Publikum.

Das Boxen wurde immer populärer und blieb es bis heute; Wrestling entwickelte sich (siehe unten) zum Showcatchen, nur an den Universitäten gab es Griechisch Römisch und Freistilringen im klassischen olympischen Stil; nur Einzelkämpfer oder Fremde aus England bzw. Europa hielten die echte Kampftradition aufrecht. Darunter Namen wie Farmer Burns, Frank Gotch und andere. Karl Gotch (echt: Karl Istasz) ist in den 40ern & 50ern der aufsteigende Star des echten Catchwrestlings. Ein begabter, unglaublich kräftiger Griechisch-Römischer und Freistilringer, Europameister, ging nach England und lernte in Bill Riley´s Snake Pit Gym das echte Catchwrestling und Hooking wie eine Kampfkunst. Heutzutage kennt man Gotch, der noch lebt, aber eher als Trainer der größten Viecher im Showcatchen, nämlich Antonio Inoki in Japan und Bob Backlund.

Südamerika

Capoeira

Die seit ca 1550 nach Brasilien importierten schwarzen Sklaven entwickelten einen mit Musik aufbereiteten so genannten Kampftanz, also eine Kampfkunst die als Tanz getarnt war und den weißen Aufsehern nicht weiter auffiel. Wurzeln dessen gibt es auch noch in Afrika; allerdings ist die Capoeira inzwischen rein brasilianisch. Bevorzugt werden die Fußtechniken, die Arme weniger, da ursprünglich die Hände mit Eisenfesseln behindert waren; auch heute noch werden bei der Capoeira die Handtechniken eher angedeutet, allerdings aus einem anderen Grund: es wird angenommen, man habe ein Messer oder Glasscherben in der Hand (es gibt sogar Berichte, nach denen früher Meister kleine Glasscherben zwischen den Zehen hielten!).

Während der Monarchie war Capoeira verboten; erst in den 1930ern wurde es nicht mehr verfolgt (merke: das Verbot wurde nie aufgehoben, sondern das Gesetz nicht mehr exekutiert; erst nach Zusammenbrechen der Militärjunta 1984 fiel das Gesetz). Meister der Alten Cpoeira (Capoeira Angola) waren Meister Pastinha und Meister Bimba (echt: Manuel dos Reis Machado). Bimba erneuerte die Capoeira, mit mehr Fußtechniken, schnellerer Musik und offensichtlichen Kampfanwendungen. Unbestätigten Berichten zufolge soll sich Bimba die Anleihen bei den Fußtechniken bei asiatischen Kampfsportarten geholt haben (eventuell einem früh nach Brasilien ausgewanderten Koreaner, dessen Name unbekannt ist). Diese Version nannte er Capoeira Regional. Heute sieht man (auch in den Augen der meisten Brasilianer selbst) die Capoeira nur mehr als Tanz oder Artistik an, aber gute Meister wissen immer noch, wie man diese Techniken anwendet auf den rauen Straßen Brasiliens.

Jiu Jitsu nach dem Stil der Familie Gracie

Jiu Jitsu nach dem Stil der Familie GracieWie oben erwähnt, wurde das Jiu Jitsu nach dem Stil der Familie Gracie wurde von der Familie Gracie in Brasilien weiter entwickelt. Carlos Gracie lernte in den 1910ern in Belem in Nordbrasilien eine Art sehr kampfbetontes Judo / Jiu Jitsu von Mitsuyo Maeda (genannt Conde Koma). Maeda war ein Schüler Jigoro Kano´s, des Judogründers, der noch ein sehr Kampfbetontes Judo/Jiu Jitsu gelernt hatte, und Mitglied eines Judo Demonstrationsteams für President Roosevelt; Maeda unternahm ab 1904 von den USA beginnend aus Reisen um die Welt, und machte Catchwrestling Shows, bei denen derjenige, der es im Ring mit ihm mehr als 10 Minuten aushielt, Geld gewann.

In London nahm er an den Catchwrestling Weltmeisterschaften teil, reiste um die Welt, Resteuropa, wieder USA, Mexiko, Südamerika; in Nordbrasilien ließ er sich dann nieder (Brasilien hatte Anfang des Jahrhunderts viele japanische Einwanderer). Maeda hatte also ein sehr praktisches, kampfbetontes effizientes Judo, nannte es aber wieder Jiu Jitsu. Dies unterrichtete er aus Gefälligkeit an Carlos Gracie, den Sohn eines lokalen wichtigen Mannes Gastao Gracie, der ihm geholfen hatte. Carlos wieder unterrichtete seine Brüder, darunter Helio Gracie. Carlos und Helio kannten auch von klein auf die Welt der Herausforderungs-Kämpfe (ihr Vater Gastao hatte auch schon einige Kämpfer gemanagt); 1922 gingen die Gracies nach Rio de Janeiro, verbreiteten das Jiu Jitsu, und nehmen jede Menge Herausforderungskämpfe an, die sie zum Großteil alle gewannen; die Gegner kamen nicht nur aus der Welt der Ringer, sondern auch aus der Welt der Kampfkünste, andere japanische Jiu Jitsu oder Judo Meister, Capoeira Meister, lokale Größen, Straßenprügler, was auch immer.

Das heißt, seit 80 Jahren gibt es in der sehr zahlreichen Familie Gracie diese Tradition der (meist sehr regellosen) Herausforderungskämpfe, die meisten wurden von den Gracies gewonnen. Deren modifiziertes Jiu Jitsu bestand darin, einen Clinch zu erzielen ohne vom Gegner getroffen zu werden, ihn zu Boden zu bringen, in die Mount Position (obensitzend) oder zumindest in die Guard Position (am Rücken liegend den Gegner durch eine Beinschere zu kontrollieren), um in in der Folge auch am Schlagen zu hindern, und ihn abzuwürgen, abzuhebeln oder sonstiges. Dieses Konzept war, zumindest meistens, den Gegnern am Boden weit überlegen. Jiu Jitsu als Sport gibt es erst seit den späten 60er Jahren. Die Familie Gracie ist sehr Zahlreich; Carlos hatte 22 Kinder mit 5 Frauen, Helio immerhin noch 7; die meisten männnlichen Gracies in der zweiten oder dritten Generation sind ausnahmslos gute Kämpfer.

Vale Tudo / Freefight: Die große Erfolgsserie der Gracies trat in der Folge eine riesige Serie von sogenannten Vale Tudo (Brasilianisch Für Anything Goes / Alles erlaubt) Turnieren los, seit den 60ern in Brasilien unglaublich populär; In dieser Anzahl gab es das in keinem anderen Land unter diesen Minimalregeln (nicht Beißen, keine Finger in die Augen, kein Fishhook im Mundwinkel, kein Zeitlimit, beim Aus-dem-Ring-fallen wird stehend wieder angefangen, wer aufgibt klopft ab, der Corner kann das Handtuch werfen; alles andere inklusive Tiefschlägen, Kopfstößen, Kniestöße, Ellbogenschläge, am Boden liegende Gegner treten, usw. alles erlaubt!). Im Oktober 1993 hat ein Sohn Helio Gracie´s, nämlich Rorion Gracie, in den USA das erste UFC Ultimate Fighting Championship Turnier abgehalten. Dies hat die Welt der Kampfkunst wieder revolutioniert und auf einen realeren Grund gebracht. Jiu Jitsu, Grappling, Wrestling sind nun nicht mehr aus der Welt des Budos wegzudenken.

Vale Tudo

Die große Erfolgsserie der Gracies trat in der Folge eine riesige Serie von sogenannten Vale Tudo (Brasilianisch Für Anything Goes / Alles erlaubt) Turnieren los. Seit den 60ern sin Vale Tudos in Brasilien unglaublich populär. In dieser Anzahl gab es das in keinem anderen Land. Vale Tudo wird unter Minimalregeln umgesetzt: nicht Beißen, keine Finger in die Augen, kein Fishhook im Mundwinkel, kein Zeitlimit, beim Aus-dem-Ring-fallen wird stehend wieder angefangen, wer aufgibt klopft ab, der Corner kann das Handtuch werfen. Alles andere ist beim Vale Tudo inklusive Tiefschlägen, Kopfstößen, Kniestöße, Ellbogenschläge, am Boden liegende Gegner treten, usw., erlaubt! Trotz all dem gab es beim Vale Tudo kaum schwere Verletzungen, die über Cuts oder einen gebrochenen Arm hinausgehen. Wem das Vale Tudo allzu brutal erscheint, sei an die Olympischen Spiele des Altertums erinnert, in dem nach olympischen Idealen beim Pankration Todesfälle an der Tagesordnung waren.

Im Gegensatz zum Vale Tudo sterben beim American Football an Verletzungsfolgen während des Trainings jährlich etwa 6 – 8 Personen pro Jahr (!!). Die Sportart mit den meisten Todesfällen überhaupt ist Reiten (!). Seit im Oktober 1993 ein Sohn Helio Gracie´s, nämlich Rorion Gracie, in den USA das erste UFC Ultimate Fighting Championships Turnier in Vale Tudo abgehalten hat und die Vale Tudos international bekannt machte, gab es einen einzigen Todesfall. Das ist traurig, aber in diesem Fall selbst verschuldet: ein Amerikaner, der schon eine Free Fight Schule aufgemacht hatte, ging bei seinem zweiten (!) Freefight (mit vielen Regeln) schwerstes KO (er fiel mit dem Kopf bei einer Aktion ohne Feindeinwirkung auf den Boden), war 1 Woche bewusstlos im Krankenhaus, und reiste 2 Wochen später (!) zu einem Turnier nach Russland (ohne Regeln), wo er nach wenigen Schlägen sofort bewusstlos wurde und an einem Schädelbasisbruch (den er sich noch in den USA zugezogen hatte) starb.

Die Ärzte in den USA hatten ihm zu einer Operation geraten, die er abgelehnt hatte. Dazu meine Meinung: wer im 7. Stock aus dem Fenster springt, darf sich beim Gehsteig nicht beschweren. Ansonsten ist die Welt des echten Free Fight (Vale Tudo) zwar nicht jedermanns Sache (als Zuschauer), aber bei näherem Hinsehen weit weniger brutal als man annimmt, und sicher weniger brutal als die Welt des allgemein anerkannten Profiboxens, wo bei jedem Kampf 30 Minuten lang mit einer unglaublichen Gewalt allein auf die Köpfe eingedroschen wird (Merke: der Boxhandschuh schützt die Hand, kaum den Kopf!). Trotzdem gefällt mir gutes, technisches Boxen sehr gut, und ist eine Wertvolle Ergänzung für jeden Kampfsportler, auch wenn man keine Kämpfe bestreitet.

International

Ringen

Allgemein: wie schon erwähnt, gab es eine Art von Ringen fast überall auf der Welt. Möglicherweise brachten die Indoeuropäer ca 2000 vor Christi aus Zentralasien eine Art von Ringen mit; erst in Griechenland nahm dies systemische Formen an, und mit den Eroberungen Alexanders des Großen wurde ein klareres System geschaffen. Ansonsten wird Ringen als das älteste Kampfsystem der Welt angesehen, auch wenn einige dies verneinen da reines Ringen keine Schläge enthält.

"Wrestling"

Nun mal ehrlich: wer kann schon das Showcatchen als Kampfstil ernst nehmen? Nur halbwüchsige US Amerikaner wohl. Es ist Unterhaltung. Teilweise gut gemachte Unterhaltung, aber dennoch choreographiert. Generationen von Leuten seit der Jahrhundertwende 1900 haben dies gern gesehen; ich übrigens auch. Dennoch habe ich große Hochachtung vor diesen Leuten, denn sie müssen äußerst diszipliniert trainieren, viel können, auch echte Technik, denn wer nichts kann und nur stark ist, verletzt sich – und in der nächsten Stadt, in dem nächsten Land am nächsten Tag warten schon die nächsten Zuschauer, die nach dem Masked Killer rufen. Wer sich wirklich schwer verletzt, fällt aus und kann nicht kämpfen. Manche der Showwrestler treten bis zu 340 Tagen im Jahr auf! Und: wenn diese 100 – 170 kg Giganten (manche wie Andre the Gigant bis zu 300 Kg) aufeinander einprügeln, sich Closelinen und auf die Schnauze hauen, kann es nicht wirklich ernst sein, sonst gibt es Schwerverletzte und Tote.

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